5. Mai 2023
Autor: Joseph Weibel
Fotos: Joseph Weibel, Tim Klocker
Sommer am Achensee? Eine gute Idee. Ob zu Fuss, auf dem Bike oder am See: 400 Meter über dem Inntal ist die Welt in Ordnung. Zur guten Stimmung verhilft der grösste See Tirols, der sich durch das Achental zieht und auch schon Krimiautoren zu Kurzgeschichten inspiriert hat.
«Nur der See sah zu» heisst das Taschenbuch mit acht Achensee-Krimis, die als Orts- und Reiseführer ganz gut taugen. Im Buch kommt auch die Wanderung von Mariensteig auf die Gaisalm vor. Sie liegt knapp 940 Meter über Meer im Karwendel. Die Wanderung ist ein guter Urlaubsstart am Achensee. Es geht ein paar Mal hinauf und hinunter, was zu 200 Höhenmetern führt. Der Weg führt aber auch über schmale Brücken, wobei rechts die Felsen direkt steil in den Achensee abfallen. Bei nasser Witterung sollte man diese Wanderung eher nicht unternehmen. Es blitzt und donnert – und regnet ziemlich stark. Und so führt mein Weg nicht in die Höhe, sondern direkt ins Trockene, zum «Fischerwirt» am nördlichen Seeufer. Diese Gedanken hatten viele andere ebenso, so dass in der Gaststube nur noch direkt bei beim Ausschank Platz zum Sitzen ist. Da sitzt auch Klaus Kirchberger, der Chef im Haus. Er hat 1978 den «Fischerwirt» übernommen und später erweitert. Dieser Klaus Kirchberger steht auf und holt eine Flasche Schnaps vom Regal, kommt auf mich zu und fragt: «Magst du einen Schluck?» Mag ich nicht, denn am Flaschenboden liegt ein im Alkohol konserviertes Reptil. Er habe die Flasche aus China heimgebracht, sagt er, und stellt sie wieder zurück ins Regal.
Jäger und FischerTiroler sind unkompliziert und direkt. Klaus Kirchberger macht es vor. Er sammelt aber keine besonderen Schnäpse. Er ist leidenschaftlicher Jäger. An den Wänden in der Gaststube hängen alte Bilder mit Jagdmotiven; in einer Auslage gibt es getrocknetes Fleisch und Würste vom Hirsch, von der Gams und dem Reh; Bergkäse, Liköre, Speck und Honig. Die Karte ist ebenfalls mit Wildspezialitäten gut «besetzt» – aber nicht nur: Nomen est Omen, selbstredend gibt es hier beim «Fischerwirt» auch Fischspezialitäten. Das Haus bietet nicht nur rund 300 Personen in verschiedenen Räumen Platz, sondern auch hat 50 Gästezimmer und bietet in verschiedenen Räumen und im Aussenbereich über 300 Personen Platz.
Pertisau – der Hauptort im Tal Der «Fischerwirt» ist in Achenkirch, am anderen Ende des Achensees. Bekannter als Ort und Ausgangspunkt zu Bergtouren ist Pertisau am Anfang des Tals. Hier endet zum Beispiel die Zahnraddampfbahn, die von Jenbach über Maurach nach Pertisau führt und längst ein touristisches Kulturgut ist. Seit 1889 krallt sie sich schnaubend und zischend den Berg hinauf. Sie stand eine Zeitlang still, wurde dank Investoren aber wieder reaktiviert. Während der Hochsaison fährt sie fünf Mal von Jenbach nach Pertisau und zurück. Pertisau ist der Ausgangspunkt im Achental, wo viele Wege in die Höhe führen. Pertisau ist auch Standort der hiesigen Museums- und Erlebniswelt und dem Tiroler Steinöl Vitalberg. In Pertisau gibt es eine lokale Bierbrauerei (
achenseebier.at), in Maurach eine bekannte Schnapsmanufaktur (
schnaps-achensee.at), wo unter anderem fassgelagerte Brände hergestellt werden. Wer es in die Berge zieht und schnell an Höhe gewinnen will, geht mit der Karwendelbahn auf den Zwölferkopf oder vom nahegelegenen Maurach mit der Rofanseilbahn auf die Rofanspitze. Das habe auch ich vor, aber nicht mit der Bahn, sondern mit dem Bike.
Dieses Panorama Angesagt ist eine Radtour auf den Zwölferkopf. Und weil ich in Achenkirch im Posthotel einquartiert bin, führt mein Weg zum Ausgangspunkt Pertisau erst einmal auf dem Radweg entlang des Achensees, der auf einer Länge von 12,7 Kilometern in den Hauptort im Tal führt. Er eignet sich hervorragend als Aufwärmrunde; der Höhenmetermesser bleibt regungslos. An der Talstation der Karwendelbergbahn liegen weitere 12,4 Kilometer vor mir, dazu rund 540 Höhenmeter. Gut gibt es zwischenzeitlich Bike, die mit etwas elektrischer Kraft die Höhenmeter um einiges unbeschwerlicher machen. Hunger und Durst gibt es in den Tiroler Bergen bekanntlich nicht. Der Weg führt nicht nur über breite und meist gut zu befahrende Wege, sondern auch an zwei Wirtschaften vorbei. Das Alpengasthaus Karwendel beispielsweise ist schon deshalb eine Rast wert, weil der Ausblick auf Tal und See schon fast einzigartig ist. Eine Kulisse und Rundumblick zum Verweilen.
Radtouren: von leicht bis happigWer gerne radelt, vor allem auf und ab, ist hier für einige Urlaubstage bestens eingedeckt. Die Rad- und Mountainbike-Region bietet auf 22 Touren 250 Kilometer – vom Schwierigkeitsgrad «familienfreundlich», über «sportliches Radfahrkönnen», bis hin zu «anspruchsvoller MTB-Strecke» und «extrem anspruchsvoller Strecke». Mit sportlichem Radfahrkönnen erkunden wir noch die Blaubergalm. Da hinauf geht es schon mehr zur Sache als bei der Tour um den Zwölferkopf. Vom Achenwald bis vor die Klammbachalm ist Schonzeit; dann geht es rasch und immer steiler aufwärts. Irgendwann sieht man die Blaubergalm; sie scheint aber noch so fern wie der aus dem Blickwinkel verschwindende Achensee. Nach 12,4 Kilometern und knapp 700 Höhenmetern ist die Tat vollbracht. Die bewirtschaftete Alm entschädigt mit Produkten aus der Eigenproduktion. Käse und Wurst und anderes mehr können käuflich erworben werden. Das Panorama – auch wenn es vielleicht langweilig tönt: einmalig. Wer nicht nur zwei, drei Stunden mit dem Rad unterwegs sein will, wählt eine der zwei «grossen» Tagestouren. Zum einen der Achenseeradweg mit 34,6 Kilometern und 600 Höhenmetern und rund um den Guffert mit 41 Kilometern und 990 Höhenmetern.
Der Achensee
Er trägt den Titel «Tiroler Meer», weil das helle Kalkgestein die Wasseroberfläche türkisblau bis aquamarin schimmern lässt und so «karibische Verhältnisse» herzaubert. Er ist neun Kilometer lang, 133 Meter tief und hat Trinkwasserqualität. Das Wasser erwärmt sich im Sommer bis 22 Grad Celsius. Auf dem See verkehren auch Passagierschiffe.
Kurz notiert
Museen:Notburga Museum, Achenseer Museumswelt Heimatmuseum im Sixenhof, Museum zum legendären Tiroler Steinöl.
Wanderwege: 500 Kilometer
Fahrrad-Routen:250 Kilometer
Laufstrecken:183 Kilometer
Wassersportarten auf dem See: Segeln, Surfen, Kitesurfen, Stand Up Paddleboarding, Tauchen
Sonstige Aktivitäten:Zwei Golfplätze, Klettersteige, Tennis, Reiten, Pferdekutschenfahrten, Strandbäder, Canyoning, Rafting und Wildwasserschwimmen, Rodelbahnen, Paragliding
Die Achensee-Erlebniscard
Damit die vielen Vergnügungen nicht ständig auf den Geldbeutel schlagen, bietet die Region eine Achensee-Erlebniscard an. Sie kostet 89 Euro für Erwachsene, Kinder haben entsprechend ihrem Alter Vergünstigungen. Mit der Karte können die verschiedenen Verkehrsbetriebe (Seilbahnen, Schifffahrt, Zahnraddampfbahn), die Museumswelten am Ort, die Swarowski Kristallwelten in Wattens oder das Heimatmuseum Sixenhof und der Besuch des Tiroler Steinöl Vitalbergs. Eingeschlossen in der Karte sind auch exklusive Bonusleistungen und Aktionen.
gut anreisen
Mit dem Auto: Feldkirch, Landeck, Innsbruck, A12 Richtung Salzburg, Ausfahrt Wiesing/Achensee
Mit der Bahn: Tägliche Direktverbindungen von der Schweiz nach Jenbach (Aussteigeort)sbb.ch
gut informiertAchensee Tourismus
A-6212 Maurach am Achensee
Telefon 0043 595300-0
info@achensee.com